Reiseberichte

Jugendausfahrt am Chiemsee

Die Nähe unseres Standortes in Schützing am Chiemsee zum Zeltlager des Kreisjugendringes Traunstein machte letzten Samstag eine spontane Jugendaktion möglich.

Die Initiative ging aber von einem an unseren Auslegerbooten ganz besonders interessierten Jungen aus.

Schon am Freitag Nachmittag löcherte der kleine Lukas den V1 Paddler am Ufer mit Fragen und machte nach Rücksprache mit seiner Mutter auch noch gleich eine Probefahrt im neuen Renneiner des COC von Schützing nach Stöttham.

Seine Paddeltechnik war schon nach wenigen hundert Metern überzeugend und bei ihm stieg die Begeisterung für diese Kanus ebenfalls. Zurück am Strand fragte er dann sofort seine drei Brüder, die derzeit ebenfalls im Ferienlager am Chiemsee sind, ob sie am nächsten Tag nicht Lust zu einer gemeinsamen Ausfahrt im großen Mannschaftsboot hätten. Sie hatten!

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Pünktlich um 11:00 Uhr standen die Gebrüder Philipp, Julius, Frederick und Lukas wie die Orgelpfeifen mit Brotzeit und Getränken vor der Regalanlage mit den Outriggern des COC. Für fünf Paddler brauchen wir natürlich neben dem V4 noch einen V1 und gemeinsam sind die Boote schnell ans Wasser gebracht. Die Jungs nehmen in Schützing an einer Segelfreizeit teil und beherrschen sogar schon die wichtigsten Seemannsknoten. Das erfreut den COC Takelmeister ganz besonders…

Die Tour geht zum Picknick an den Treibholzplatz an der Hirschauer Bucht und der Fahrer des V1 wird auf der Strecke im fliegenden Wechsel getauscht. Was unsere Senioren oft ins Grübeln bringt, wird hier mit ganz spielerisch und selbstverständlich durchgeführt.

Die eigentliche Überraschung findet aber dann auf der Rückfahrt statt. Jetzt übernimmt der Älteste das Ruder des Va’a und steuert ihn ohne Erfahrung, ohne Einweisung und ohne erforderliches Eingreifen einfach so zurück nach Schützing und der Kleine bringt dazu noch Stunteinlagen auf dem Ama. Ja, unsere Jugend macht mir doch Hoffnung und sie zeigt, dass sie nicht nur mit dem Joystick bei Computerspielen umgehen kann.

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Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr!

Manche Dinge dauern einfach etwas länger, die große Chiemsee Konturrunde im V1 Tiama Raa mit Zelt und Dackel zum Beispiel.

Länger dauerte hier schon die Entscheidung endlich mal los zu fahren und vorher die fehlende Ausrüstung zu beschaffen.

Länger dauerte dann auch die Fahrt auf die ganz gemütliche Tour, immer knapp dem Ufer entlang und in jede Bucht hinein, da bekommt selbst der Chiemsee ganz neue Dimensionen.

Seit für die Montenegro Expedition ein neues Einmann-Einhund-Zelt, das Gosamer von Jack Wolfsskin, in meinem Sportinventarium liegt und sich bereits bewährt hat, gibt es also keine Ausrede mehr. Besonders gut gefällt mir, dass alles, Schlafsack, Zelt usw. in meinem doch sehr schlanken V1 unter Deck Platz findet. Es muss also nichts windanfällig oder auffällig an Deck verzurrt werden.

Am späten Vormittag um 11:00 Uhr geht es in Schützing los Richtung Seebruck, denn ich will die Runde gegen den Uhrzeiger paddeln. Das Minihomer GPS wird das alles auch ganz genau mit loggen und damit es nicht vorzeitig schlapp macht, wird die Bordelektronik solarmäßig fit gehalten. Nomen est Omen, das Hoch Stefan verspricht für die nächsten Tage auch reichlich Sonnenenergie für dieses Vorhaben.

Der Pegelstand in Seebruck ist nach den Niederschlägen der letzten Tage auf 128 cm über 0 cm bei 517,34 Meereshöhe angestiegen, das wird einige Bivakplätze etwas feucht machen. Erste kleine Pause im Jachthafen Lambach, beim aktuellen Wasserstand gleitet man hier beim Anlanden bequem auf den gepflegten Rasen zur Strandbank.

Ab Gollenshausen kommen wir dann in den privaten Teil des Chiemsees, denn neben der Uferbeschränkung zum Fisch und Vogelschutz, kommen hier noch private Ufergrundstücke dazu. Auf unserer Seeseite unvorstellbar, reihen sich hier die Bootshäuser und Steganlagen am Wasser und sind garniert mit unfreundlichen Schildern wie: Privat, Anlanden Verboten bis Betreten streng Verboten. Hier ist der Gemeingebrauch des bayerischen Gewässers also wörtlich gemein geregelt.

Schöne Bande- und Anlandestellen erst wieder nach dem Trubel der Schifffahrtsstelle Gstadt bis um die Ecke in die Bucht von Breitbrunn. Gute Bewirtung am Abend dann „Beim Oberleitner“ neben dem Fähranleger und erstes Bivak gegenüber dem Jachthafen Urfahrn.

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Am nächsten Morgen steht dann die Konturbefahrung der nächsten zwei Buchten vor Prien an, soweit Kontur wegen der betonnten Schongebiete möglich ist. Obschon ich ja den Chiemsee bereits seit den frühen 70ern beruderte, besegle und bepaddle, war ich noch nie in der Schafwaschener Bucht, aber jetzt weiß ich, dass ich dabei nicht viel versäumt habe. Doch nein, der Anlegeplatz an der Vogelbeobachtungsstelle bei der Prienmündung ist sehr schön und das schmucke Holzgebäude mit Seebalkon und Spenderfernglas sehr neu. Was man doch am Wasser immer noch so alles bauen darf, wenn man die richtigen Beziehungen hat…

Die Pause dort tat im Nachhinein gut, denn nun kommt der verbaute Moloch Prien, mit Großschifffahrt, Großjachthäfen und privaten Strandabschnitten. Ich habe bis Felden keine einladend wirkende Landestelle gesehen, natürlich auch im Hinblick auf freien Hundeauslauf. In Felden beginnt, abhängig von der Windrichtung, das Seeufer mit der infernalischen Geräuschkulisse der A8 und ich drehe entnervt von meinem Uferkurs ab und paddle zur Herrninsel rüber. Mit geschlossenen Augen dröhnt die Autobahn wie die nahen Rheinfälle, aber Schaffhausen liegt gar nicht zwischen Bernau und Feldwies.

Der bekannte Landeplatz an der Südostecke der großen Insel heißt Pauls Ruhe, das ist es was ich auf der Runde eigentlich suche. Der Laubwald mit den großen alten Bäumen ist ein wunderbarer Platz um wieder Kraft zu tanken und der zweite Bivakplatz liegt erhöht und trocken direkt am Wasser mit Blick auf die Berge. Ein Kajak legt noch an, es ist Musiker und Komponist Horst Biewald, der sich hier in Pauls Ruhe auf sein nächstes Jodelseminar vorbereiten will.

Früh geht es los zur letzten Etappe dieser Chiemseerunde. Mein Rundkurs setzt nach dem sichtbaren Autobahnteilstück Richtung Rottmündung wieder an. Hier liegen nette versteckte Kiesstrandflecken zwischen der Ufervegetation, aber dieser Lärm dahinter schon um 06:30 Uhr am Morgen…

Wie auf der ganzen Tour fahre ich die Schongebiete exakt von Boje zu Boje ab und halte mich auf der Seeseite, so auch dort im Bereich der Flussmündung. Weiter vor mir die letzte Markierungstonne und dann eine weite offene Bucht mit Sichtkontakt zur A8. Ein Berufsfischer müht sich mit seinem Boot und schwerem Aussenborder durch ein Seerosenfeld. Bei meinem Näherkommen versucht der Mann den frühen Lärm der Autobahn zu übertönen und schreit mir etwas zu, ich verstehe ihn erst beim dritten Versuch. Er fragt ob ich die Schilder auf den Bojen gelesen hätte und macht dazu eine Scheibenwischer Geste.

Habe ich, und wie er sehen konnte wurde auch die letzte Boje seeseitig gerundet bevor ich dann wieder der Uferlinie folgte. Ich dachte erst sein Scheibenwischer sei Ausdruck dessen was er von den Schutz- und Ruhegebieten der unteren Naturschutzbehörde hält, aber da habe ich mich dann doch getäuscht. Auf Hörweite, aber wegen meiner Ruderanlage gut ausserhalb seiner Seerosen beschimpft mich dieser Mann nun, was ich hier am Ufer innerhalb des Sperrgebietes zu paddeln und die Fische zu vertreiben hätte. Dabei zeigt er auf eine, jetzt auch für mich sichtbare Boje in Richtung Feldwies, die wie er meinte, in Linie die ganze Bucht absperren sollte.

Der Abstand der Betonnung ist aber so gross, dass man von meiner zuletzt passierten Boje diese Nächste gegen den Sonnenaufgang oder bei anderem unsichtigen Wetter nicht sehen kann, da fehlen mindestens noch zwei Bojen für eine klar erkennbare Sperrlinie. Dann geht es hier nur um diese zeitliche Ruhezohne vom 01.03. bis 31.07. aber die Krönung ist ja wohl der Auftritt des Berufsfischers der eben noch mit seinem Aussenborder das Seerosenfeld gemäht hat und jetzt ein Netz in seinen Kahn zerrt.

Wir können sie nicht fragen, aber ich bin mir doch sehr sicher, dass die Fische lieber mein lautlos dahingleitendes Kanu hätten als seinen Propeller mit Unterwasserauspuff und das elende Ende in seinem Stellnetz. Wieviel Dummheit darf sich denn mit einem so biblischen Beruf verbinden oder schließt sich das gar nicht aus? In der Fassungslosigkeit hab ich glatt vergessen ein Foto für’s Internet von ihm zu machen, aber nichts wie weg hier von so unerfreulichen Zeitgenossen.

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Am schönen Strand von Feldwies liegt alles noch in morgendlicher Ruhe und die Aussichten auf ein Frühstück mit viel Kaffee und frischen Gebäck sind schlecht. Also noch mal etwas trockenes Notrationsmüsli und Wasser aus Bordbeständen und dann weiter der Bojenkette des Naturschutzgebietes Achenmündung entlang zur Chiemsee Ostseite hinüber. Am COC Rastplatz in Unterhochstätt ist bei diesem Pegelstand noch Land unter, darum gleich abgedreht zum Strandcafe Sonnendeck Chieming. Hier spannt man gerade das Sonnensegel auf und serviert mir frische Butterbrezen mit einer riesigen Schale heissen Kaffee und die Welt ist wieder ganz in Ordnung.

Es liegen inzwischen schon gefühlte 50 Kilometer hinter mir und bald schließt sich der Kreis. Vorbei gleiten die versteckten Badenischen zwischen den Uferweiden bei Stöttham am wunderbar stillen, verkehrsfreien Ostufer und ich kenne mich wieder aus…

I bin da Stefan und da bin i dahoam :-))

Va’a Expedition zum Skadarsko Jezero

Ja ja, auch der Chiemsee ist sehr schön, liebe Daheimgebliebene.

Doch was schon die echten Polynesier ausmachte und auch Heinz und Stefan antreibt, sie müssen hinaus auf’s Wasser und hinüber zu neuen, unbekannten Ufern.

Das ist so und da hält den Wahlmaori auch kein bayerischer Hula an den heimischen Gestaden.

Der Skadar See, im Süden der jungen Republik Montenegro ist mit 48 km Länge und 14 km Breite der größte See der Balkanhalbinsel, dessen Fläche je nach Wasserstand zwischen 370 qkm und 540 qkm schwankt. Der Wasserspiegel steigt nach der Schneeschmelze um fünf Meter. Wir hatten im Mai noch 2,50 m über dem Normalstand. Ein Drittel der Wasserfläche reicht in das Staatsgebiet von Albanien, das wir bei der ersten Va’a Befahrung dieses Gewässers auch besuchen wollten.

Landschaftlich gliedert sich der See in drei markante Bereiche. Südwestlich bildet das 1.600 Meter hohe Rumija Gebirge ein felsiges Steilufer aus, das mit seiner Inselkette an die dalmatinische Küste erinnert. Im Norden prägen zwei Zuflüsse, die Moraca aus Podgorica kommend und der Rijeka Crnojevića aus westlicher Richtung, das Landschaftsbild. Beide Flussläufe sind durch den Rückstau und der geringen Strömung vom See aus weit hinauf befahrbar. Im Osten schließt dann teilweise versumpftes Flachland an. Bei unserem vorgefundenen Wasserstand mit tief im Wasser stehenden Bäumen und ohne betretbares Ufer.

Als Ausgangspunkt für unsere Seeerkundung haben wir den Ort Murici am Südufer gewählt. Die Strasse dorthin ist mit unserem Caravangespann und dem Va’a auf dem Dach schon eine Abenteuerreise für sich. Drei Versetzungen waren dann noch nötig bis wir auf dem Strandgrundstück von Hassan den Stellplatz für die nächsten zehn Tage gefunden hatten. Laut einem Montenegro Reiseführer ist dort jeder zehnte Bewohner bei der Polizei und wir waren noch beim Rangieren, als bereits zwei Beamte im Geländewagen vorstellig wurden. Wir erklärten unser Vorhaben und übergaben dazu einen COC Flyer mit der Sicherheit nun rund um den See amtlich bekannt zu sein.

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Erste Ausfahrt, erste Überraschung. Der V4 wird montiert und meine Neugierde richtet sich vor allem auf die Fahr- und Steuereigenschaften mit der neu angebrachten Finne am Ende des Bootsrumpfes. Ja, die Flosse überzeugt und der Steuermann kann nahezu 100% mitpaddeln. Das erleichtert natürlich unser Unternehmen zu zweit im V4 mit Gepäck und zwei Hunden. Wir kommen so zügig voran wie bisher nur mit leerem Boot. Das erste Ziel des Nachmittags ist die Insel Beska mit dem kleinen Kloster darauf. Eine Insel mit Kloster ist uns ja auch aus der COC Heimat bekannt, nur dass uns hier die junge Schwester Vesna begrüßt, durch die Baulichkeiten und die Historie führt und uns anschließend noch zu Kaffee und Grappa auf die Terrasse bittet. Kostenfrei versteht sich und das unterscheidet sie dann auch markant von der heimischen Klosterinsel und deren Bewirtungsvergütungen.

Tags darauf starten wir dann unsere mehrtägige Gepäckfahrt in Richtung Norden zu den Flüssen. Früh beginnt am Strand schon reges Treiben mit anheizen von Grillfeuern, auftürmen von Grillfleischmassen, Bier, Schnaps und Musik. Wir warten mit der Abfahrt wegen frischem Brot noch auf den fahrenden Landhandel und werden natürlich von der Grillgesellschaft eingeladen. Der vermutete Geburtstag entpuppte sich dann als Feierlichkeit zum erstem Mai heute und wir hatten bei der Abfahrt schon etwas Mühe den Takt und Kurs zu halten. Zum Glück war da ja nun die neue Finne für die gerade Linie bis ausser Sichtweite.

Es geht entlang an der Steilküste und der Blick streicht suchend in die Buchten. Nicht, dass wir jetzt schon unsere Zelte aufbauen wollten, aber es wäre in diesem Steilgelände bisher auch gar nicht möglich gewesen. Man ist gespannt was noch kommt. Eine Bucht mit kleinen, zum Teil verfallenen Steinhäuschen wirkt unbewohnt und wir fahren rein. Doch es gibt zwei Menschen im Ort und einer davon winkt uns auch gleich zum Kaffee anzulanden. Er ist Steinmetz von Beruf und bastelt an seinem Anwesen, dass mal ein Ausflugsziel für die Rundfahrtboote werden soll. Eine weitere Immobilie hätte er auch gleich für uns.

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Eine Hoffnung auf den ersten Übernachtungsplatz ist noch die Insel Grmozur, das Alcatraz des Skadar Sees mit ruinösen Gebäuderesten, aber der Wasserstand ist zu hoch. Was das für die Gefangenen bedeutet hatte kann man nur ahnen, denn es kamen ja nur Nichtschwimmer zum Vollzug auf die Insel. Unser Quartier fanden wir dann ein paar Kilometer weiter in einer kleinen Ruine über steilen Uferfelsen. Aber seit Cres sind wir ja im Be- und Entladen unter widrigen Bedingungen bestens eingespielt.

Am nächsten Tag eine andere Welt. Vorbei an den beiden Landschaftserhebungen die man hier Sophia Loren Berge nennt, tauchen wir ein in der grünen Postkartenidylle des Rijeka Crnojevica. Von Ufer zu Ufer Seerosenfelder und dazwischen eine betonnte freie Wasserstrasse für die Kleinschifffahrt. Ziel ist das Lokal in Stari Most zum Mittagessen. Unterwegs kommt ein Motorboot mit Anglern längsseits. Die obligate Schnapsflasche wird uns rüber gereicht und stolz der Karpfenfang vorgezeigt. Mittags war der Ober bereits über unser Kommen informiert, so schnell macht die Kunde vom ersten Outrigger hier auf dem See die Runde.

Weiter geht die Wasserreise in Richtung Burg und Ort Zabljak Crnojevica, im 15. Jahrhundert einst die Hauptstadt Montenegros. Der Wasserspiegel fällt, aber immer noch stehen die Wiesen am Ufer unter Wasser. Langsam wird es aber Zeit für ein Nachtquartier und nahe der Ortschaft Dodosi ragen die Tore des örtlichen Fußballplatzes schon weit aus den Fluten und die Terrasse der Sportplatzgaststätte ist groß und trocken, dort legen wir an und bauen die Zelte auf. Vorbeifahrende Einheimische in ihren Holzkähnen stört es auch nicht weiter.

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Nach Zabljak wären es nur mehr ein paar Kilometer gewesen und die Burganlage wirkte beeindruckend auf uns. Nicht so auf die Türken damals, die sie auf ihrem Eroberungszug schnell eingenommen hatten. Bei unserer Abfahrt dann das übliche Spiel, ein Bewohner winkt und ruft von seinem Balkon neben dem Fluss und wir landen an. Jetzt bemerke ich erst das Fehlen von Dexters Leine und mache mich noch mal auf den steilen Weg zur Burg hinauf, nur dort kann sie liegen. Heinz genießt inzwischen die Gastfreundschaft des neuen Bekannten im Ort und als dieser dann erfährt, dass Heinz heute 60 wurde kommt er um einige weitere Schnäpse nicht herum. Es ist erst Mittag und wir sind schon fertig mit der Welt. Einen Kilometer vor dem Ort hatten wir eine trockene Wiese gesichtet, dahin zogen wir uns für den Nachmittag zurück, denn für den Abend stand uns schon die Einladung zum großen Geburtstagsfischessen bevor.

Die Fischsuppe der Dame des Hauses war köstlich und ebenso die panierten Karpfensteaks. Der hausgemachte Wein blieb unerreicht und nirgendwo gelang es uns einen vergleichbaren Tropfen zu kaufen. Nur unser Geburtstagskind machte große Augen als ihm als größte Delikatesse, ein gedünsteter Karpfenkopf, auf den Teller gelegt wurde. Hausherr Rajko betont zum wiederholten Male, dass es ihm hier, frei und abseits der Zivilisation, viel besser gefällt als in der Hauptstadt Podgorica und ein anstrengender Tag mit nur fünf Paddelkilometern lässt uns im nahen Camp bald in tiefen Schlaf fallen.

Leider wurde die Querverbindung zur Wasserstrasse nach Podgorica bei einem Strassenbau zugeschüttet, so mussten wir für dieses Befahrungsvorhaben den grossen Weg zurück über den See nehmen. Tagesziel ist die Festung Lesendro und das Restaurant 13 Juli an der Strasse Nummer 18. und nach 17 Kilometern sind wir vor Ort. Die Freude auf ein kühles Bier wird jedoch jäh getrübt als uns der wie ein Zirkusdirektor livrierte Ober eröffnet, dass wir in diesem Hause mit unseren Hunden nicht bedient werden. Wir richten uns darauf im Burghof der Festungsruine gemütlich ein und kochen selbst. Pepe fängt seine erste Schlange im Burggemäuer und das Wasser aus dem tiefen Burgbrunnen ist kalt und schmeckt vorzüglich.

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Nach ruhiger Nacht suchen wir im Labyrinth des überfluteten Auwaldes nach der Mündung der Moraca und paddeln flussauf bis zur Brücke nach Vukovci an der direkt ein Lebensmittel Laden liegen soll. An der Brücke liegt erst Mal nur eine stinkende Mülldeponie direkt am Wasser die sich beim jährlichen Hochwasser dann selbst räumt und entsprechend sehen auch die Flussufer aus. Montenegro hat ja auch als erstes Land der Welt den Umweltschutz in der Verfassung verankert, aber die Umsetzung ist eben eine andere Sache. Flussabwärts geht es gleich viel müheloser zu unserem bereits anvisierten Übernachtungsplatz an einer Flussgabelung mit reichlich Plastikflaschen in den Kehrwassern. 25 Kilometer haben wir heute auf dem Log und eine Moracabefahrung kann man sich künftig sparen.

Sonntag Morgen, unser Platz scheint ein beliebter Angelplatz zu sein, wie wir die enttäuschten Gesichter in den vorbeifahrenden Angelkähnen deuten. Bis nach dem Frühstück haben wir ihn noch belegt, dann geht es zurück zum See und quer rüber zurück nach Murici. Vor der nächsten Ausfahrt nach Süden Richtung Albanien legen wir einen Versorgungstag mit dem Auto über das Küstengebirge zur Stadt Vladimir ein. Bei Ostros liegen in den Kastanienwäldern mit riesigen alten Stämmen zahlreiche moslemische Friedhöfe, also einfach zu viele, um nur zum Gemeindebereich von Ostros zu gehören. Die Gräber sind auch schon älter und haben nicht mit dem letzen Balkankrieg zu tun. Was es damit auf sich hat konnten wir nicht klären. Ostros sehen und sterben vielleicht?

Auf der bisherigen Reise haben wir jede Möglichkeit genutzt Informationen über Albanien und unsere Einreise auf dem Wasserweg zu bekommen. Die Auskünfte waren durchwegs ernüchternd. Von Übernachtungen auf der albanischen Seite wurde abgeraten und mehrtägige Inhaftierung bei Grenzverletzungen auf dem See seien auch üblich. Wir hatten uns vor der Reise über die Formalitäten informiert, wonach für EU Bürger ein Personalausweis ausreichend ist, aber das gilt natürlich nur für die regulären Strassengrenzübergänge. Etwas ratlos bitten wir per SMS bei der COC Führung zuhause vorab eine diplomatische Klärung beim Konsulat zu erreichen. Leider erhalten wir trotz guter GSM Abdeckung keine Antwort aus der Heimat, obschon der Foto-Upload nach Facebook bestens funktioniert. Solchermassen allein gelassen und wegen der Unsicherheit was mit Boot, Ausrüstung und den Hunden im Falle einer längeren Protokollaufnahme passiert, brechen wir das Vorhaben ab.

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Die letzte Fahrt am Skadar See geht von Murici nach Ckla, der letzten Siedlung auf montenegrinischer Seite. Neben den Pelikanen der letzten Tage sichten wir am Ufer nun auch die ersten Schildkröten und legen nach 18 Kilometern in Ckla an. Ich will einen Bekannten von meinem ersten Aufenthalt im Jahre 2006 besuchen und wandere zu den alten Häusern am Hang hinauf bis ich enttäuscht vor seinem Anwesen mit eingefallenem Dach stehe. Es sieht alles trostlos und unbewohnt aus, doch der Eindruck täuscht. Nach zaghaftem Klopfen kommt die Frau von Aslan heraus, erkennt mich auch sofort und ruft ihren Mann aus dem Garten. Die Freude ist groß und zu dritt paddeln wir in den offiziellen Hafen des Ortes, wo wir auch gut unsere Zelte aufstellen können. Kaffee, Schnaps, Brot und Ziegenkäse sind danach wieder obligatorisch und seine Frau gibt uns noch einiges davon mit auf die Reise. Das Dach war unter den ungewohnten Schneemassen im letzten Winter zusammen gebrochen und wird demnächst neu gedeckt, man ist trotzdem guter Dinge. Mit der Rückfahrt nach Murici endet dann diese sehr interessante erste Va’a Tour auf dem Skadarsko Jezero der mit seiner Landschaft und den herzlichen Menschen doch so ganz anders als der Chiemsee ist.

Kanu- Reise um die Insel Cres in Kroatien

Blauwasser
vom 28.08.2011 bis 10.09.2011 mit Stefan Meuwly, Sigrid Mayer, Heinz Jäschke, Andrea Czimmeck und Hunden Ivo und Pepe.

In Schützing bei schönstem Sonnenschein werden auf Stefans Auto Kanu „Tane Motu“ aufgeladen, Paddel, Gepäck und wir drei Reisenden innen verstaut. Und los geht die Reise durch die Alpen, am Moloch Trieste vorbei, durch slowenisches Hügelland nach Kroatien. Ivo hat den besten Aussichtsplatz oben auf den Vorratskisten und passt auf, dass Stefan auch die richtige Richtung in sein Herkunftsland einschlägt.

Im Dunkeln am Fährhafen angekommen, entscheiden wir erst am Morgen nach Cres überzusetzen, der Morgensonne und der Insel entgegen. Also, im Wohnwagen am Straßenrand übernachtet, wo nachts einige weitere Cres- Urlauber anlanden.

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Noch vor 7 Uhr über sonnenbeleuchtetes Wasser gleitend, bringt das Schiff uns zu dem Ort, den wir die nächsten 13 Tage umpaddeln werden. Vom Hafen über den Kamm, durch einen stimmungsvollen, mediterranen Eichenwald fahren wir auf die Nordostseite. Beli, ein das Meer überblickendes, historisches kleines Bergdorf, mit Strandcampingplatz. Dieser stellt sich als völlig überlastet heraus und wir sind froh, dass wir bereits am nächsten Tag auf dem Wasser und in schönen Buchten sein werden.

Die drei aus Dresden tauchen auch bald auf. So kann „Tane Motu“ zusammengesetzt und die erste Kennenlern- Tour gepaddelt werden. Alles läuft ganz gut an, nur wird schnell deutlich, wir müssen alle unser Gepäck nochmals reduzieren. Tja, was ist es im eigenen Gepäck, was noch entbehrt werden kann?!

Sonntag früh wird das Kanu beladen und bei etwas heftiger Brise geht es los. Unter bewundernden Blicken einiger Anwesender müssen wir kräftig in die Paddel greifen, um den Wellengang zu durch teilen. Der Wind ist zu stark, die Ama liegt zu hoch, durch das gesamte Gewicht im Kanu. Und so legen wir, aus Sicherheitsgründen, um den ersten Felsen herum wieder an. Verbringen dort einige Stunden, bis der Wind und so auch die übereinander rollenden Wellen weniger werden. Nach ca. einer Stunde landen wir in einer einsamen, felsüberhangenen Bucht. Das Gepäck wird entladen, das Kanu an Land gehoben und Plätze für die Nacht vorbereitet.

Irgendwann in der Dunkelheit gleißende Helligkeit vom Wasser her. Ich befürchte, es sei die Wasserpolizei, die uns wegschicken wird. Aber nein, oh Glück für uns, aber nicht für die Fische, es ist ein Fischerfrachter, der mit grellem Licht Massen fangen will. Einige Tage später in Osor am Kanal sehen wir, wie winzig die Fische sind, die die Fischer nur noch fangen können. Eindeutig überfischt das Meer. Auch Heinz macht die bittere Erfahrung, denn er ist manches Mal mit der Neptun- Gabel an unseren Raststränden unterwegs, um Kraken o.a. zu fangen. Das Meer ist zu leer, um erfolgreich sein zu können.

Vorbereitet waren wir hervorragend durch Stefans Routenplanung, indem er sich über Google Earth Buchten angesehen und sie entsprechend als Rast- und Übernachtungsplätze in eine Karte eingetragen hatte. Ca. alle 20-25 km einen Übernachtungsplatz ausgesucht. Dank seiner Vorplanung, des vorwiegend sonnenscheinenden und windarmen Wetters, erlebten wir eine überschaubare, Extreme freie und doch herausfordernde Auslegerkanu-Reise. Für die fehlenden Schattenbäume in dieser Gegend, hatten Heinz und Andrea eine Zeltplane mitgebracht, für wertvollen Sonnen- und Windschutz.

Am zweiten Tag beschwerte Stefan die Ama etwas und verringerte so die Gefahr des Kenterns. Es ist immer noch etwas unruhig das Meer. Um die Nordküste herum paddelnd, erleben wir die Westküste mit stillem Wasserspiegel. So kommen wir so weit, wie es Stefan für den zweiten Tag geplant hatte. Durch das ungewohnt lange Sitzen machen sich die Sitzbeinknochen bemerkbar. Dieses und manch anderes Unangenehmes gerät jedoch durch die Freude am gemeinsamen Paddeln sehr schnell in Vergessenheit.

Die Landschaft ist felsiger Kalkstein, oft scharfkantig. Die Erde ist rostrot, bewachsen vorwiegend mit dorniger Macchia, die nicht einlädt zum durchstreifen. Thymian, blaue Anemonen, Nelken und andere Polsterstauden der Kalksteinlandschaft. Ab und an stehen Rehe direkt am Meer. Sie wurden, wie auch Wildschweine von Jägern auf der Insel angesiedelt und verdrängen die Schafe. Ein ökologisch ungünstiger Eingriff in die Existenz- Grundlage der Inselbewohner, wie zu lesen ist.

Vorwiegend musste das Kanu beim Anlanden entladen und an Land getragen werden. Doch gab es auch Buchten, wo es mit den Seilen vorne und hinten an Felsen angebunden wurde, mit Knoten, die wir alle kennen sollen. In anderen Buchten wiederum gab es Felsritzen in die die Seile eingeklemmt werden konnten, um das Kanu zu sichern.

Für das Kochen auf felsigen Feuerstellen fanden sich mehrfach im Gebüsch verrostete Bettteile, die uns als Grillrost zur Verfügung standen. Schwemmholz fand sich immer zwischen all dem Müll, der jeden Strand heimgesucht hat. Vorräte und Wasser aufzufüllen war leichter, als wir anfangs vermuteten. Stefan sammelte alle Einkaufzettel ein, ich notierte die Wasserladungen und so kann für die nächsten Paddel- Reisen exakter die Vorratshaltung analysiert und geplant werden.

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Das Wetter war uns richtig hold. Vorwiegend gab es Sonnenschein, ab und an Gewitter in der Ferne, doch am achten Tag gab es eine Bora, die uns einen paddelfreien Tag einbrachte, in einsam gelegener Bucht. Ich wanderte durchs Land, um mal richtig Boden unter den Füssen zu spüren. Stefan widmete sich einem zugewachsenen Ausguckposten, schnitt ihn frei und besserte ihn aus. Heinz, Andrea und die Hunde ließen sich den Wind um die Nasen wehen und erkundeten die Gegend. Doch bereits am nächsten Tag konnten wir die zwei letzten Etappen, wieder in ruhigem Fahrwasser, weiterziehen.

Jedoch, noch sind wir nicht am Ende der Paddel- Reise. Am dritten Tag waren wir in Cres und speisten nobel in der Marina. Nachmittags quer durch die Bucht zu unserem Übernachtungsstrand paddelnd, war das Meer in der Form unruhig, dass es sich wie Twist tanzen anfühlte. Es animierte zum Glück keine/n von uns einen Roll-Over hinzulegen.

Die Nacht über schalte Disco- Sound aus der Touristen Hochburg herüber. In der Stille des Morgens, bei meinem frühmorgendlichen Streifzug entdeckte ich am steilen Hang, vom Wald umgeben, einen vorhistorischen Ort. Hohe felsgestaltete Stufen, verbunden mit Treppenstufen und teilweise gaben die Steinlagen noch die Kontur von kleinen Gebäuden wieder. Morgensonne leuchtete am gegenüber-liegenden Hang die, möglicherweise ehemaligen Gartenterrassen aus.

Zwei Tage später Osor. Der Ort, wo Cres und Loijsini durch einen schmalen Kanal (verm. aus römischer Zeit) getrennt sind. Durch die heftige Strömung, uns entgegenkommend, überrascht, bekommt ‘Tane Motu‘ Kontakt mit der Kaimauer. Glück, unsere Geistesgegenwart und unser inzwischen gutes miteinander eingepaddelt sein verhindert schlimmes.

Direkt am Hafen landen wir und ziehen unsere Kreise im kleinen, gut erhaltenen und liebevoll zurechtgemachten Ortskern. Später am Abend ziehen Heinz und ich nochmal los und entdecken eine, bis 22.00 Uhr geöffnete Karikatur- Ausstellung. Wir amüsieren uns köstlich über einige sehr gute Werke.

Um 9.00 Uhr morgens stehen wir staunend an der kleinen Brücke, die die Inseln verbindet. Keine Ampel, die den Verkehr zurückhält, kein großer Motor für die Brücke. Nein, der Brückenwart bedeutet den Autos zu halten, kurbelt per Hand die sich drehende Brücke, pfeift und winkt den Seglern, die durch den Kanal tuckern und kurbelt gemütlich die Brücke in ihre verbindende Position zurück.

Eine Nacht auf einem riesigen, gut organisierten Campingplatz. Och, ist doch ganz schön mal wieder zu duschen.

Dann geht es an der Ostküste entlang, die noch rauer erscheint. Die Felsen stehen bis weit in das Meer hinein an der Wasseroberfläche an. Kein (Not)landen wäre hier möglich. Einen Teil der Strecke ziehen ca. 15 Kraniche immer wieder ihre Kreise und landen erneut, weil sie sich wohl unsicher sind, ob wir ihnen wohlgesonnen sind. Nach mehreren Malen ziehen sie dann ostwärts davon.

Ein anderes Mal wird die ausgesuchte Bucht von einem riesigen aus Treibholz gestalteten Hirschen bewacht. Ich fotografiere ihn in der Frühe. Da geht die Sonne auf und es entsteht ein besonderes Foto. Wochen später entdecke ich in einem keltischen Buch, dass es in Europa weitverbreitet, in zurück liegender Zeit(?), eine mythische Gestalt „Mittagshirsch“ gegeben hat. Er wurde mit einer Sonnenscheibe im Geweih abgebildet.

Unterwegs zur letzten Übernachtungs-Bucht, wandern drei von uns und Pepe in der Pause ca. 5 Kilometer bergauf, um in einem Dorfladen noch einmal einzukaufen und die Flaschen am Dorfbrunnen zu füllen.

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Kaum in Kruscina angekommen, findet einer der Hunde einen toten Hammel. Stefan und Heinz machen sich begeistert an Vorbereitungen, den Kopf zu trennen und auszukochen, um ihn als Erinnerung mitzunehmen. Heinz findet gleich einen rostigen Metalleimer, ich entdecke ein Bettgitter als idealen Feuerrost. Alle sind für diese Sonderaktion interessiert und aktiv.

Heinz schürte das Feuer. Plötzlich ein Aufschrei. Ein Hammel läuft, wie ein Geist so leise an uns vorbei. Um zu vergewissern, dass es ein lebender Hammel ist, schlich ich mit der Kamera hinterher und bannte ihn auf den Chip. Der Kopf des toten Hammels wurde längere Zeit im siedenden Wasser ausgekocht, bis Stefan befand, dass die richtige Konsistenz erreicht sei. Dieser eindrucksvolle Schädel begleitete uns die letzte Paddel- Strecke, angebunden auf einer Iaku.

Es gab noch einmal eine der zahlreichen, wunderbaren Sternennächte unter freiem Himmel. Morgens bitten wir eine Frau von uns gemeinsam Fotos zu machen. Endlich mal zu sehen, wie wir gemeinsam die Paddel schwingen. Pepe, der auf seinem Stammplatz, einer der Vorratskisten sitzt. Ivo, leider nicht sichtbar, wie immer zwischen Stefans Beinen sitzend.

In den Tagen vorher durften wir ein paar Mal erfahren, wie unerfreulich anstrengend es ist, wenn nicht alle sich in einem gemeinsamen Rhythmus einfinden. Nun aber in sehr guten gemeinsamen Rhythmus, mit einer Pause und bei Windstille, schaffen wir die 25 Kilometer bis Beli mit Leichtigkeit. Abends genießen wir den Abschluss unserer Paddel- Reise mit einem fantastischen Fischessen im Dorf- Restaurant.

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Am Samstag 10.09. wird ‘Tane Motu‘ wieder auseinander genommen, das Gepäck auseinander sortiert und verstaut. Zurück auf dem Festland, fahren drei gen Dresden und drei gen Chiemgau nachhause.

Am Chiemsee angekommen, wird „Tane Motu“ gleich wieder zusammengebaut und zu Wasser gelassen. Mit einer vergnüglichen Paddelrunde reinigen wir alles rundum vom Salzwasser und schliessen so den Kreis unserer Reise.

Erzählende und Fotos: Sigrid Mayer

Tracklog – geplante Etappen um Cres

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Chiemsee Outrigger in den Schluchten des Balkan

Montenegro, das sind nicht nur Adriaküste und Skutari See, sonder in erster Linie eben diese schwarzen Berge mit den tiefen Schluchten dazwischen.

Da wäre schon mal die 80 Kilometer lange Schlucht der Tara zu nennen, die mit einer Tiefe von 1600 Metern nur 200 Meter niedriger als der Grand Canon ist und neben Kajaks und Rafts auch immer noch mit Holzflößen befahren wird.

Wir haben es für den Anfang mal mit der Schlucht der Piva versucht, die wurde mit einer 220 Meter hohen Talsperre aufgestaut und bietet 40 Kilometer einsames Fjordfeeling.

Ausgangspunkt mehrtägiger Befahrungen ist der Ort Pluzine, etwa in der Mitte des Sees an der Strasse E 762 und 57 Kilometer nördlich von Niksic gelegen. Der Ort bietet alle Versorgungsmöglichkeiten, sowie Hotels, Bungalows und einen abenteuerlichen Campingplatz, der wegen seiner Lage am Steilufer jedoch nicht für Touristen mit eigenem Booten geeignet ist.

Ein gute Einsatzstelle findet man an der viel zu groß gebauten Anlagestelle einer nicht vorhandenen Linienschifffahrt, dort gibt es die Möglichkeit sein Fahrzeug gut beobachtet zurück zu lassen und auch kostenfrei zu Campen. (Koordinaten 43.1535796 18.8369102) Die flache Wiese zum Wasser macht Bootsbeladung und Start einfach. Solche Plätze sucht man für Übernachtungen im Canon dann vergeblich, aber es gibt natürlich einige sehr abenteuerliche Plätze für ein Camp in der Wildnis.

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Die Fahrt entlang senkrechter Felswände über 188 Meter tiefem Seegrund ist beeindruckend und bietet immer neue Perspektiven und schöne Spiegelungen im klaren Wasser, aber wir haben auch Fallböen erlebt, die einem die Mütze vom Kopf reissen wollen und das 10 Meter lange Outrigger Canoe in Sekunden quer stellen können. Bei der Mittagsrast fängt Pepe dann seine dritte Schlange auf dieser Reise.

Ich werde die von uns entdeckten Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten im Tracklog entsprechend markieren. Der ultimative Platz liegt jedoch Richtung Süden beim Zufluss der Komarnica. Nach einer kleinen Strassenbrücke verengen sich die Felswände und der ehemalige Fluss hat an der linken Seite in Fahrtrichtung einen engen Mäander um eine steile Felskanzel ausgebildet. Man erkennt von der Felskanzel zum Berg einen flachen bewaldeten Rücken. Genau da oben ist er, nur der Anstieg mit Proviant und Zelt ist etwas mühsam, wir haben die zweite Möglichkeit mit weniger Treibholz um die Kanzel herum gewählt. (Koordinaten 43.0535673 18.8821841)

Man glaubt es von unten betrachtet nicht, aber es ist locker Platz für mehrere Zelte und eine gemütliche Sitzrunde dort oben. In der Nacht hört man das Röhren der Hirsche aus den Bergwäldern durch den Canon hallen und im Morgengrauen stand er dann da, direkt vor unseren Zelten und schlug mit seinem Geweih verärgert an die Baumstämme. Aber nach dem Frühstück hatte er sein Reich wieder ganz für sich.

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In Nördlicher Richtung zur Staumauer gibt es beim Weiler Mratinje eine Anlande- und Lagermöglichkeit, aber auch schon fünf Kilometer von Pluzine liegt eine bewohnbare Höhle am Ufer. Für die Nacht mag sie gehen, am Tag ist dort mit den kleinen Ausflugsbooten aus Pluzine zu rechnen. Nähere Informationen zu allen Attraktionen und Möglichkeiten der Region bekommt man im Restaurant Zvono in Pluzine, also dort sollte in jedem Fall ein Besuch eingeplant werden. Es ist die lokale Institution für alle Outdooraktivitäten und auch gut für Wetterprognosen zu eigenen Touren auf dem See.

Beste Grüße dann, von den Chiemsee Outriggern an den Wirt.

Offshore im V4 Outrigger Canoe

200 km Gepäckfahrt im 4er Va’a um die Insel Cres in Kroatien.

Gleich am ersten Tag befüllen Brecher das offene Kanu und die Trimmlage muss am Rigg nachjustiert werden.

Natürlich kam dann auch noch die Bora dazu, nachts in einer Minibucht ohne Wasser und Versorgungsmöglichkeit versteht sich.

Gestartet sind wir in Beli im Nordosten von Cres. In der Vor- und Nachsaison ist Beli ein verschlafenes Nest, dass sich der Pflege des Gänsegeiers verschrieben hat. Im August jedoch hätten wir auf dem Autocamp am Strand beinahe keinen Stellplatz für unsere Fahrzeuge bekommen, so überfüllt war der Platz im alten Olivenhain.

Geplant war die Fahrt für zwei V4 also mit acht Personen und es lagen dafür auch glaubhaft feste Zusagen vor. Doch Lastminute mal anders herum, sprang dann eine komplette Crew ab und machte den verbliebenen Va’a zum Trüffelschwein. So geht das wohl bei Reisezusagen ohne entsprechende Vorkasse, aber Andrea und Heinz aus Dresden sowie Sigrid und ich bleiben wild entschlossen.

Zum Beladen des Bootes am steilen Rollkieselstrand müssen wir es vertäuen und dann wie beim Stapellauf ins Meer rauschen, aber nichts wie weg hier auch wenn die See heute etwas rau ist. Wir wollen die Insel gegen den Uhrzeiger umrunden doch kaum haben wir das erste Kap umfahren brausen die Schaumkronen aus Richtung Rieka auf uns zu, schlagen immer häufiger ins Kanu und lassen den Ama mehrmals bedenklich nach oben schnellen. Die Trimmlage des Va’a ist nicht optimal, das Boot hängt mit vier Personen, zwei Hunden, dem Gepäck und Trinkwasser viel zu sehr nach rechts.

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Die geplante Tagesetappe schaffen wir so nicht, nehmen die nächste geeignete Bucht zum Umbau des Riggs und für unsere erste Nacht. Man liegt in Schlafsäcken einfach am Strand und wie sich im Verlauf zeigte, hätten wir uns die drei Zelte auch sparen können. Ein Tarp reicht für die seltenen Regentage im Sommer völlig aus. Manche Kiesbänke sind auch grottenartig überdacht.

Der Umbau mit Trimmkeilen unter den linken IAKO Auflageflächen am Rumpf und drei kg Ballast am Ama bewähren sich für den Rest der Reise bestens, kein Hochschlagen des Auslegers mehr und drei Tage später laufen wir im Hafen der Stadt Cres ein. Es wird frischer Proviant gefasst und im Restaurant der ACI Marina ein vorzügliches Menü eingenommen.

Es bleibt symptomatisch, dass der Wind nach dem Start gegen 09:00 Uhr immer etwas auffrischt und von vorne kommt. Ich kann mich nur an zwei Tage mit Rückenwind erinnern und da war die Strandbeschaffenheit leider so, dass wir unsere Lenkmatte als Vorwindsegel nirgends starten konnten. Aber es paddelt sich auch mit Rückenwind alleine schon sehr entspannt.

Die Landetechnik in unseren Mittagspausen- und Schlafbuchten hat sich inzwischen perfekt eingespielt. Die ersten Strandfälle hatten wir noch das voll beladene Kanu über den Rollkies an Land geschoben, was aber dem Bootsboden nicht sehr zuträglich war. Daher bestand ich auf volle Entladung und freiem an Land tragen. Unsere Damen halten das Kanu in Strandnähe an Bug und Heck im Wellengeschaukel, Heinz und ich legen die Ladung wie eine Jagdstrecke am Strand ab. Manchmal passt es auch das Boot für Mittagspausen zwischen den Felsen zu vertäuen.

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Am fünften Tag erreichen wir die Brücke zwischen Cres und Losinj bei Osor. Die Mole ist beidseitig gut bevölkert als wir in den Kanal einfahren und überraschend auf starke Gegenströmung treffen. Heinz ist am Steuer und ich auf Platz eins, aber es gelingt uns nicht das Boot in Kanalmitte zu halten. Der Strom drückt uns mit dem Ama an die Mole und schrammt nach hinten weg. Zum Glück steht dort das Iakoholz etwas über. Im Zeiten Anlauf gelingt die Passage mit hoch konzentriertem Steuern und Paddeln perfekt, welch ein Schreck in der Abendstunde. Wir lagern auf der Ostseite von Osor und gönnen uns ein Abendessen in der Konoba des Ortes. Meine Muscheln waren super, aber die Anderen waren mit ihren Speisen nicht zufrieden.

Eigentlich wollte ich die Tour nur mit wilden Strandcamps absolvieren, denn bei dem täglichen Aufenthalt im Wasser konnte man ja sauberer kaum sein, aber unsere Damen verlangten nach Süßwasserduschen. Darum legten wir eine Nacht auf dem Camping Bogana ein, was uns natürlich auch ein ausgezeichnetes Konobaessen und einige kühle Biere ermöglichte.

Am sechsten Tag streckte meine wasserdichte Discounteruhr die Zeiger und ohne den Zeitmesser merkt man erst wie er dann fehlt und wie wichtig er gerade bei nautischen Unternehmungen sein kann. Unsere Not war aber nicht sehr groß, denn am Handgelenk von Heinz blitzt eine nagelneue Traser H3, die man dank dieser genialen Superbeleuchtung auch nachts und ohne Brille ablesen kann. Tja, wer hat’s erfunden? Genau, und an meinem Arm tickt inzwischen auch eine, das Model Navigator… denn billig kauft eben zweimal.

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Denkt man an die Fauna kroatischer Inseln, fallen einem natürlich diese verwildert lebenden Schafe ein die wegen ihrem ständigen knabbern an Salbei und Thymian schon von Natur aus gewürzt sind. Auf Cres haben wir dann noch eine wachsende Population von Gänsegeiern, aber es wurden dummerweise auch mal Wildschweine ausgesetzt. Diese fressen jetzt die Schafkadaver und die Geier müssen zugefüttert werden. Ganz verrückt ist aber, wenn man an den einsamen schroffen Riffgebieten im Südosten entlang paddelt und es stehen dann plötzlich Hirsche am Strand. Der oben im Bild ist natürlich ein Kunstwerk aus Treibholz an das sich Sigrid mit der Kamera heran gepirscht hat, aber der Künstler wurde von dem lebenden Wild dort inspiriert.

Zur neunten Nacht hatten wir Uvala Lukovac, eine kleine Bucht im Südosten angelaufen. Die See ist glatt und wir lassen das Kanu an den Leinen zwischen den Felsen im Wasser. Nachts weckt mich verdächtiges Rauschen vom Strand, Uhrzeit weiß ist ja leider nicht aber ich wecke Heinz und wir tragen das Boot an den Strand und schlafen weiter. Es dauert nicht lange da kommt Heinz, die Wellen schlagen jetzt bis zum Boot, wir rücken weiter zurück. Der Sturm nimmt minütlich zu und wir drehen das Kanu in die Windrichtung und verlegen unsere Lager ins Hinterland. Die Bora faucht um jede Ecke, es ist kein Windschutz zu finden. In der Morgendämmerung fange ich an eine Steinmauer als Windschutz zu errichten und von dort die Naturgewalten zu beobachten. Obschon der Sturm am Nachmittag abklingt legen wir einen Ruhetag ein und fahren erst am nächsten Tag weiter.

Zwei Tagesetappen noch und in Beli schließt sich der Kreis um Cres. Das Autocamp ist inzwischen übersichtlicher geworden und das Restaurant oben im Ort bereitet eine Fischplatte für vier Personen zu die unserer ersten Outrigger Expedition am Meer zur Ehre gereicht.

Böhmische Knödel und Dörfer

Zwei Jahre fiel nun schon mein traditionelles Pfingstpaddeln auf der Moldau der Vogalonga Teilnahme in Venedig zum Opfer. Höchste Zeit also, denn T@B mal wieder nach Böhmen zu ziehen.

Ich denke, fünf Stunden zwischen 1650 Booten paddeln ist schon beeindruckend, reicht dann aber auch. Bei unserer Moldaufahrt am 07. Juli begegneten wir in fünf Stunden grade mal zwei anderen Kanus…

Dafür sahen wir aber ausgiebig einen Fischotter bei seinen eleganten Schwimmmanövern direkt neben dem Boot. Abtauchen Freunde, es ist 09:00 Uhr vorbei, die Touris kommen!

Die geneigten Fichten-Schlagbäume beeindrucken mich auch immer wieder und lassen mich jedes Mal an mein Lieblings Amt, das LA Traunstein denken. Nur gut, dass die hier nicht amtlich werden können. Die Moldau wäre ob solcher tödlichen Gefahren sofort gesperrt, für immer.

Der Bierpreis hat seit meinem letzten Besuch in Böhmen auch etwas angezogen, aber 22 CZ Kronen für 0,5 l Gambrinus vom Fass sind noch kein Euro und am Chiemsee nahm man mir kürzlich 3,30 Euro für die gleiche Menge ab.

Ein Abstecher nach Krumau ist auch immer wieder schön. So ein Bummel durch die Gassen und wenn die Beine dann pflastermüde werden, den obligaten Roquefort Toast im Na Louzi mit dunklem Bier oder wie die Insider, halb und halb vielleicht. Dann noch ein Besuch im Egon Schiele Zentrum und einen Blick auf Schwester Gerti geworfen, wie sie ob seiner frechen Pinselstriche immer noch errötet.

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In Krumau hab ich auch einst den ersten Segway bestaunt und dann, nach ausgiebigen Web-Recherchen, Jahre später meinen eigenen selbst importiert. Diesmal kam der Meine zur ehrenvollen Aufgabe im Entdeckungsland mich als Fahrzeugrückholer von Nova Pec zum Einstiegsort Soumarsky Most zu bringen. Die Fahrt mit der Böhmerwaldbahn auf gleicher Strecke ist zwar preiswert, zieht sich aber mit dem Umsteigen in Cerny Kris und Volary doch etwas hin.

Jedenfalls gab’s dadurch auf der Strasse diesmal mehr Ahoi Zurufe als auf dem Wasser.

Erste COC Gepäckfahrt am Mittelmeer (Cres Umrundung)

Ende August 2011 ist es endlich soweit, COC Mitglieder starten zur Umrundung der kroatischen Insel Cres in zehn Tagen bei gemütlichen Etmalen zu 20 km.

Start und Ziel ist Beli an der Nordost Küste von Cres und nach Stand der Planung werden wir, nach einigen festen Zusagen gefolgt von Rücktritten, nun nur mit einem V4 Va’a auf die Reise gehen.

Zum großen Glück ist bei dieser ersten Fahrt auch Heinz aus Dresden dabei, er hat bereits auf vielen Fluss- und Küstenkilometern wertvolle Erfahrung gesammelt. Nämlich, was man an Bord bestimmt nicht braucht und was dagegen schon.

Ich denke da nur an die Rollkoffer mit denen unsere Vogalonga Teilnehmerinnen für ein Wochenende vor meinem Kleinwagen standen, anstelle mit einem kleinen, handlichen Seesäckchen zu erscheinen…

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Cres mit seiner wilden Küste, aber mit vielen unbewohnten Buchten ist für unseren Tripp genau die richtige Herausforderung. Landschaftlich ist das bergige Eiland mit seiner Steilküste im Osten sehr beeindruckend.

Es ist das Reich der Delphine und Gänsegeier, das wir uns dort einige Tage und Nächte mit ihnen teilen werden und es wird still und einsam sein. Keine 1.650 Boote um uns wie zu Pfingsten und keine Aufgabe um eine Insel in Rekordzeit zu hecheln und hoffentlich auch keine Motorboote weit und breit.

Natur pur erleben und irgendwann den Maori in sich entdecken…

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Vom Fishing Guide zum Va’a Steering Man

Axel Burgheim ist wieder einmal mit Vorträgen über seine Wahlheimat Alaska an deutschen Schulen unterwegs.

Und wie der Zufall es so will, kamen wir erst über meinen Segway ins Gespräch um dann Tags darauf mit Freunden im Va’a auf ein Bier zur Fraueninsel zu paddeln.

Auf der Rückfahrt nach Schützing übernahm Axel das Ruder und zeigte auf dem kürzesten Kurs zwischen zwei Punkten was er im Kanu auf dem Yukon gelernt hatte.

Wir hatten beim COC wirklich noch keinen so talentierten Steuermann an Bord. Schade eigentlich, dass ihn die Wildnis schon wieder zurück zu Lachsen und Bären ruft.

Als nachhaltiger Gewinn zeigen sich jedoch seine Freunde Claudia und Andreas aus dem Chiemgau, die nach dem Törn gleich an Bezugsquellen für einen eigenen V2 interessiert sind. Auch dabei kann der COC mit seinen internationalen Kontakten helfen.

Ganz zufällig und ohne Absprache treffen auf der Insel noch Hemery aus Schützing und Pit aus Bernau, jeweils im V1 ein und langsam wird das Bild von Auslegerbooten auf dem Chiemsee ganz normal. Als Spezialeinlage zeigt Hemery noch den original polynesischen Huli, wie dort die Kenterrolle genannt wird, war aber trotzdem zehn Minuten eher in Schützing als wir…

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Outrigger auf der Ostsee oder: Es geht auch ohne Palmen

Der alte Mann und … sein neues Boot

Seit frühester Jugend habe ich mich gern in Häfen und auf Booten herumgetrieben, und wie ich mich so in den kalten Wintermonaten hier in Maine, USA an meine “alten Bootsfreunde” erinnere, bemerke ich, dass sie mit der Zeit immer kleiner geworden sind. Ich kann mich noch gut an die Nord/Ostsee Kümos erinnern, auf denen ich in meiner Studentenzeit in Kiel zwischen Schweden und Belgien gependelt bin, sowie an den 10.000 Tonnen Kohlefrachter, auf dem ich meine Überfahrt nach USA abgearbeitet habe; und auch an den Zwei-Mast-Schoner von dort zurück über den großen Teich nach St. Malo, Frankreich.

Aber jetzt bin ich nur noch in Kleinbooten – Kajaks, Canadiern oder Ruderbooten – auf dem Atlantik zu finden. Mein letztes Boot ist sogar noch minimaler, und ich habe selten so viel Spaß auf dem Wasser gehabt.

Irgendwas stimmt da nicht. Als Neupensionär sollte ich mir ein größeres Boot anschaffen, mir das Leben leichter machen und mehr mit Freunden sein. Statt dessen sitz’ ich da auf einem 7,20 m langen, nur 34 cm breiten und 13,5 kg schweren Boot auf dem Atlantik und beweg’ mich mit 8-11 Stundenkilometern mit nur “halbem Paddel” durch’s Wasser, und grins’ dabei vor mich hin. (Ich hoffe nur, dass dieser “downsizing” Trend hier aufhört und mich nicht zurück mit Spielboot in meine Badewanne versetzt, wo mein maritimes Interesse zuerst geweckt wurde.)

Ich vergaß zu erwähnen, mein neues Spielzeug hat zwei Alu-Arme links, die einen knapp 3 m langen, aber nur 12 cm breiten Schwimmkörper greifen. Ihr habt’s erraten: Es ist ein polynesisches Ausleger-Kanu, ein “Outrigger” mit “Iako” und “Ama”.

Der Bootstyp

Ihr habt ganz recht – dieser Bootstyp ist alles andere als neu. Er hat einen prominenten Platz in der Geschichte Polynesiens und besonders in den Inseln Hawaiis. Ihr habt die Sechs-Mann-Boote sicher schon einmal im Fernsehen oder in Filmen gesehen, vielleicht sogar in dem langen Molokai Hoe Rennen zwischen den Inseln.

Seit ein paar Jahren haben Outrigger in Hawaii ein großes Comeback erfahren, nicht nur als Touristenattraktion, sondern als ein Sport mit lokaler, nationaler und sogar internationaler Bedeutung. Australien und Neuseeland haben das als erste erkannt, dann Kalifornien, und jetzt die gesamte Pazifikküste, bis hoch nach Vancouver, Kanada. Auch die Japaner und ein paar andere pazifische Länder sind mit dabei, sowie auch Italien und Frankreich, wie ich höre.

Mein Sohn Mark war für Kalifornien in dem großen Molokai Hoe Rennen dabei und hat mich in den neuen Sport eingeführt. Ich war begeistert, besonders von den Solobooten, und konnte kaum warten, nach Hawaii zu kommen, in einem Outrigger Hotel zu übernachten und diese Boote in den warmen, langen Wellen um die Inseln zu paddeln.

Dann kam die Ernüchterung und zugleich ein neuer Gedanke: Flug und Übernachtung waren einfach nicht erschwinglich. Also ging ich zu Plan B über: Ich bringe Hawaii nach Maine, USA (oder für euch DE-Paddler, die Nord/Ostsee) und investiere Flug und Übernachtung für zwei (denn niemand sollte allein nach Hawaii fliegen!) in ein neues Boot für mich hier zu Hause. Ist das denn möglich, hör ich da jemand fragen? Natürlich ist das möglich!

Also, ich geh kurz im Web surfen und finde diverse Outriggerhersteller, ein paar sogar in meiner Gegend. Ich finde sogar ein Boot, bei dem man nicht wie in Polynesien draufsitzt, a la Surfski, sondern eins, das wie ein Olympisches Kajak ein Cockpit mit Spritzdecke hat. Toll, sag ich mir! Da hat man plötzlich ein Boot für nördlichere (sprich kältere) Meere und eins für alle Jahreszeiten. Dazu wählte ich die leichteste aber zugleich stabilste Bauweise, Kevlar/Carbon.

Ich war so begeistert und überzeugt von dem Boot, dass ich es ungesehen und ohne Testpaddel bestellte. Ich konnte es 5 Tage vor meinem ersten großen Rennen in Boston abholen, habe dann schnell alle verstellbaren Einstellungen am Boot auf dem Fluss hinter meinem Haus gründlich getestet und das 35 km lange Seerennen um Gloucester und Cape Ann (nördlich von Boston) erfolgreich beendet (in 3:46 Stunden, fast 10 km/St.) . Es war äußerst windig, und 15% der 130 Boote (Ruderer, Kajaker und Kanuten) haben das Rennen nicht beenden können. Ich hatte nur etwa eine Tasse Wasser im Boot und war begeistert. Welch Geschwindigkeit und Stabilität für ein Kanu, besonders bei achterlichem Wind, und visuell ist das Boot einfach “COOL”!

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Der Set-up

Wie paddelt man nun so ein Boot, wie ist der Set-up? Erstens: Großgewässer sind einfach nichts für Anfänger. Bevor man sich in Deutschland auf die offene Nord- oder Ostsee wagt, sollte man reichlich Erfahrung auf geschützteren Seen oder Buchten haben. Ich mache schon seit 10 Jahren Solo-Langfahrten bis zu 1000 Meilen (1600 km) auf dem Atlantik in Kanada und Neu England, USA und konnte meine Erffahrung schnell auf den neuen Bootstyp übertragen.

Bei meinem Surfrigger (international als Pacific 24 bekannt) der Firma Savage River in Maryland, USA ist das Heck hinter dem Sitz abgeschottet; im Bug ist das Stemmbrett mit Steuerklappen das Schott. Also nur der Cockpitraum kann volllaufen. Da ist aber ein “self bailer” (Selbstlenzpumpe), und außerdem hab ich immer eine Pütz und Schwamm dabei. Je nach Beinlänge verstellt man also den Sitz nach vorne oder nach hinten (anders als bei einem Seekajak, wo man das Stemmbrett verstellt). Der Sitz ist etwa so hoch wie bei einem Ruderrenneiner, enorm bequem und rückgratfreundlich. (Das Knien im Kanu oder Canadier haben wir hier bei uns schon lange aufgegeben!) Das ziemlich große und tiefe Steuerruder ist etwa 1,5 m vom Heck, wie bei einem Olympischen Kajak, und beißt gut ins Wasser, auch noch bei achterlicher See.

Die Ama (der lange Schwimmkörper – traditionell immer links!) an meinem Boot hat drei Verstellbarkeiten, von denen zwei eigentlich überflüssig sind und deshalb bei einigen Bootsmodellen gar nicht mehr existieren. Ich kann meine Ama parallel zu meinem Boot verstellen, d.h. näher am Bootskörper oder weiter weg. Ich stell sie jetzt immer so weit weg wie möglich. Damit habe ich maximale Stabilität ohne nennenswerten Geschwindigkeitsverlust, sowie auch genügend Platz für meine Paddelschläge links.

Zweitens kann ich meine Ama an beiden Iakos (Querarmen) hoch oder runter verstellen. Ich stelle meine Ama vorne immer so hoch wie möglich ein, damit sie leichter über die Wellen geht und sich nicht in den größeren Wellen festfährt, was einem “spin-out” befolgen würde, meist mit Waschmaschine und Baden verbunden – kein schönes Bild so eine Meile vor der Küste! Ich habe bei dieser Einstellung ebenfalls keinen Geschwindigkeitsverlust bemerkt. Viele Outrigger in Hawaii haben den Bug der Ama auch immer extrem hoch, und Paddler in Hawaii sollten wissen, was sie tun.

Die dritte Einstellung ist eigentlich die wichtigste und die einzige, die ich je nach See- und Wetterbedingungen verändere. Ein Outrigger sollte immer ein wenig auf die Ama getrimmt werden, d.h. das Boot soll sich leicht auf die Ama lehnen. Mit einer Wasserwaage auf dem Boot bestimmt man den Nullpunkt und markiert den am achterlichen Iako. Für absolutes Flachwasser wäre dies die ideale Einstellung.

Für Wind und Wellen, besonders von links, lehnt man das Boot mehr oder weniger auf die linke Ama. (Ein Outrigger wird NIE nach rechts getrimmt, weil man dann bliztschnell baden geht!) Wichtig ist: Ama auf dem Wasser, oder du gehst ins Wasser! Da man diese Einstellung nicht vom Bootssitz aus machen kann (die Arme sind einfach zu kurz dafür!), rate ich, vor dem Einsteigen lieber mehr als weniger Krängung einzustellen. Der Seegang ist immer höher als man denkt und kommt für Outrigger immer von links, so scheint’s.

Vorsicht also mit Wind und Wellen von links: die Wellen heben nämlich die Ama bevor sie zum Boot kommen, und man wird ganz schnell und unzeremoniell nach rechts ins Wasser gehebelt. Wenn man nicht genug Linkstrim im Boot hat, muss man die ankommenden Wellen antizipieren und den Oberkörper entsprechend nach links lehnen. Auf jeden Fall muss die Ama auf dem Wasser bleiben, sonst passiert’s. Bei achterlichem Seegang ist das ähnlich: immer etwas nach links lehnen, vorwiegend rechts paddeln und wenn nötig mit dem Paddel abstützen.

Der nasse Wiedereinstieg

Gelegentlich kentert man auch. Das passiert auch in einem Seekajak oder Surfski. Das ist OK, wenn man es geübt hat. Nein, einen Outrigger kann man nicht rollen. Man landet fast immer rechts vom Boot im Wasser, und muss nur aufpassen, dass einem die Ama nicht auf dem Kopf landet – au! Damit das leichte Boot mit den abgeschotteten Enden nicht vor dem Wind und den Wellen davonschwimmt, ist es wie bei einem Surfboard mit einem Bungicord am Fußgelenk des Paddlers befestigt. Nach 4 Jahren ist mir das zwar noch nie passiert, aber ich habe den nassen Wiedereinstieg gründlich auf einem warmen See geübt.

Von der Nicht-Ama-Seite rollt man das Boot aufrecht (Vorsicht! dabei kann die Ama wieder auf dem Kopf landen) und man steigt langsam zwischen Ama und Boot, mit einem Fuß auf der Ama bei der achterlichen Iako, wieder ins Boot ein. Man öffnet dann den “self bailer”, pützt ein wenig, befestigt die Spritzdecke, und ab geht die Fahrt. Hat man sein Paddel verloren, gebraucht man das Reservepaddel an der achterlichen Iako, das man hoffentlich nicht im Auto oder zu Hause vergessen hat.

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Der “Motor”

Übrigens, die meisten Paddler, die ich gesehen habe, gebrauchen ein Carbon Kanumarathon Rennpaddel von Zaveral (12 Grad geknickt, etwa 127-132 cm lang, 250-300 Gramm schwer). Ich gebrauche immer mein 11 Unzen (308 g) Zaveral Wildwasser/ Expeditionspaddel, für meine Kanulangfahrten wie auch für Rennen, da es etwas stärker gebaut ist. Carbonpaddel sind zwar teuer, aber bessere gibt’s nicht, und glaubt mir, sie sind jeden Euro wert (mein Reservepaddel ist schon 20 Jahre dabei!).

Bei unseren Outrigger Rennen finden sich dann auch sehr häufig Kanurennfahrer von unseren Marathon-Canadiern und den Olympischen Booten ein. Für diese Paddler ist ein Outrigger das einzige seetüchtige Rennboot. Überhaupt spricht das Boot die Paddler an, die, wie wir hier sagen, ein “need for speed” haben.

Zum anderen sind es erfahrene “Stechpaddler”, die sich nicht mit ihrem offenen Canadier auf Großgewässer, wie die Ostsee, wagen, oder ganz einfach auch mal in einem schnellen Boot wie die flotten Seekajaker und Surfskipaddler an den Küstenrennen teilnehmen wollen, Ja, und wir hier in USA haben immer eine Schwimmweste mit Trillerpfeife unter dem Sitz oder wir tragen sie. (Von September bis Juni muss sie getragen werden.) Und ich gehe auch nirgendwo ohne Kompass hin. Der ist direkt vor meinem Cockpit permanent befestigt, damit er nicht beim Seitenwechsel mit dem Paddel im Weg ist.

Für uns hier in USA und Kanada ist es so natürlich, dass man heutzutage ein Kanu im Sitzen und auf beiden Seiten paddelt, dass ich es fast zu erwähnen vergessen hätte – also, immer nur gelenkfreundliche Vorwärtsschläge, keine Steuerschläge; 10-20 Schläge an Steuerbord, dann an Backbord. Das Steuern tut man mit dem Steuerruder oder in dem man die Seiten wechselt. Dieser Wechsel mit den neuen, geknickten Paddeln, den “bent-shafts”, geht in Windeseile und ohne Zeitverlust – echt, und ich habe in 20 Jahren noch nie eins dabei aus der Hand verloren.

Auch für Tagestouren

Jetzt hab ich beim Seerennen in Gloucester schon 4 mal erfolgreich teilgenommen, sowie auch bei etlichen anderen Rennen, aber am liebsten paddel ich meinen Outrigger nur so zum Spaß auf Tagestouren mit einem kleinen wasserdichten Sack unter’m Sitz mit extra Zeug, was zu essen und trinken, Badehose, Fernglas, Kamera, Seekarte und Buch. Und überall wo ich auftauche, drehen die anderen Paddler den Kopf nach mir um, und ich höre nur “COOL, MAN, COOL!”

Meine Kollegen in den “sit-on-top” Booten schwitzen sich immer halb tot in ihren Neoprenanzügen oder aber klappern mit den Zähnen, wenn’s windig oder echt kalt wird. Auch im Winter paddel ich nur mit Polypropylen- sowie Nylonanzug mit Schwimmweste darüber. Das ist nur möglich in einem Boot mit Cockpit und Spritzdecke, wie mein Typ. Wenn ich auf der Nord- oder Ostsee paddeln wollte, und nicht nur bei herrlichem Sommerwetter, würde ich mir auch so eins zulegen; die original Hawaii “sit-on-top” Boote sind einfach zu naß und kalt für nördliche Gewässer. Dazu braucht man Palmen, und die gibt’s hier halt nicht.

Die Moral von der Geschicht’

Ihr seht also, ihr braucht nicht ganz nach Hawaii oder Tahiti zu fliegen, um Outrigger zu paddeln. Macht’s wie ich, bringt Hawaii nach Fehmarn oder Rügen. Und wenn ihr Seekajaker mal so’n Boot auf dem Wasser seht, seid cool, nickt wissend mit dem Kopf und zeigt bitte nicht auf die Ama und sagt: “Wie’n Stützrädchen, nich’?”

Aloha!

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