Chiemsee-Konturfahrt 2021
Lange war es von Claudia und Andreas geplant einmal mit dem Kanu die komplette Kontur des Chiemsees abzufahren. Der spontanen Verkündung in unserer Telegram-Gruppe folgten rasch viele Interessierte, und Rufe nach einer gemeinsamen Vereinsaktion wurden lauter.
Somit ergab es sich, dass die zunächst im kleinen Kreis geplante Tour als allgemeine Vereinsausfahrt ausgeschrieben wurde, leider nicht in der bisher bekannten Form mit Vorausschreibung inklusive detailliertem Tagesablauf, sondern nur als kurze Einladung mit grober Rahmenbeschreibung.
Geplant waren insgesamt zwei Tage, also von Samstag früh bis Sonntag Abend mit Übernachtung auf dem Campingplatz Harras in Prien am Chiemsee. Der Start war in Schützing mit der Konturfahr gegen den Uhrzeigersinn in Richtung Seebruck geplant. Gegen Abend sollte der Campingplatz erreicht werden und am Sonntag wollten wir nach dem Frühstück weiter aufbrechen nach Süden. Das Naturschutzgebiet Hirschauerbucht und Achendelta sollte weiträumig umfahren werden. Damit wäre für den Sonntag ebenfalls wieder eine Strecke von ca. 15 Kilometer geplant gewesen.
Das V4 war schnell besetzt mit Claudia, Andreas und Roland. Der temporär belegte 4. Platz wurde mit unserem neuen Vereinsmitglied Enrico besetzt, aufgrund seiner festen Zusage. Als 5. Teilnehmerin nahm schließlich Stefanie die Konturfahrt im V1 sit-in auf sich. Respekt dafür!
Vorab wurde mit dem Campingplatz vereinbart, dass wir zu 5. mit 4 Zelten anreisen und zwei lange Kanus dabei haben. Bestätigt wurde uns, dass wir auf der Zeltwiese unsere Zelte aufbauen können, wobei es uns sehr verwirrte, dass wir für zwei Stellplätze bezahlen mussten und auch zwei Mal die Reservierungsgebühren. Unsere Zelte auf einer steinigen Ebene, die nur für Wohnmobile geeignet ist, wäre nicht akzeptabel gewesen. Dazu aber später mehr.
Um 10 Uhr am Samstag in der Früh war es dann soweit. Nachdem die Kanus aufgebaut und ins Wasser gelassen wurden verstauten alle kenter-sicher ihr Gepäck. Ja es war viel Gepäck, obwohl nur für eine Übernachtung Proviant und Übernachtungszeug notwendig war. Wir hatten aber auch einen Grill und jede Menge Kaffeekocher eingepackt ;-)
Bis Seebruck ging es tatsächlich der Kontur entlang. Wir fuhren jede noch so kleine Bucht aus. Das Schwierigste dabei war den Untiefen zu entgehen und nicht auf Grund zu laufen. Man bekam hier einen ganz anderen Eindruck vom See im Vergleich zu unseren sonstigen Seeüberquerungen.
Sehr interessant war das Ausfahren der Buchten um Seebruck. Die privaten Stege und Anlegebuchten in sehr verwinkelten Abschnitten hinter dem Strandbad kannten wir noch gar nicht.
Erster Halt war dann zum Frühstück/Brotzeit das Cafe Camping Lambach. Eine ausgiebige Badesession rundete diese Pause ab. Hier merkten wir schon, dass wir entgegen der Planung doch etwas langsamer vorwärts kamen, als wir dachten. Alle waren sich aber einig, dass wir hier eher eine Genußtour als ein Wettrennen veranstalten. Die weiteren Buchten haben wir in gemeinsamer Abstimmung ausgelassen, da zum Nachmittag hin auch die Kräfte etwas nachließen. Speziell die beiden großen Breitbrunner- und Kailbachbucht kürzten wir ab, indem wir gerade zum Urfahrner Spitz querten und von dort aus direkt das gegenüberliegende Ufer auf Höhe des Erlebnisbads Prienavera ansteuerten.
Ohne Pause ging es von dort aus am Ufer entlang bis zur Halbinsel Harras, auf dessen Südseite wir gegen 17 Uhr anlandeten. Soweit war es eine wunderbare Konturfahrt, die uns jedoch alle zum Abend hin sehr schlauchte, da keiner von den Teilnehmern in Wettrennen geübt war, welche über Stunden andauern. Hier macht sich dann doch die Fitness und Ausdauer bemerkbar.
Ein leider böses Erwachen ergab sich dann erst beim Einchecken. Zwei der Teilnehmer mussten aufgrund von fehlenden vollständigen Impfungen bzw. anerkennbaren Nachweisen einen Schnelltest vor Ort machen. Glücklicherweise waren alle Covid19 Tests negativ ausgefallen und wir wollten schnellstmöglich die Zelte aufbauen. Jetzt wies man uns jedoch (wie schon vorangekündigt die beiden Parzellen auf sehr grobkiesigem Grund zu. Eine kurze Inspektion bestätigte: Hier ist kein Zelten möglich. Nach Reklamation und Nachweis des Email-Verkehrs in dem die Bestätigung der Zeltwiese erwähnt war, waren die Campingplatzbetreiber auch angenehmer zu sprechen. Wir bekamen eine mehrfache Entschuldigung mit gleichzeitigem Versuch der Rechtfertigung, da zur Coronazeit im Sommer so viele Anfragen kommen und jetzt im Hochsommer alle Outdoorurlaub machen wollen, die sonst anderweitig unterwegs wären. Hunderte von Emails werden teilweise von unterschiedlichen Mitarbeitern beantwortet, da kann eine Verwechslung schon mal vorkommen. Für uns leider inakzeptabel. Fazit war, dass die Betreiber uns dann auf zwei sehr engen Plätzen verteilt (leider keine Zeltwiese, diese war ausgebucht) unterbrachten. Glücklicherweise haben die dortigen Nachbarn Verständnis dafür und der Abend war mit gemeinsamen Zusammensitzen bei Grillwurst und Bier gerettet.
Wir waren so froh, dass wir dann doch einen ausreichenden (nicht optimalen) Platz für unsere Zelte bekommen haben. Wie gesagt, keine Wiese, aber der Kies war dort doch sehr viel kleiner. Angst hatte nur Andreas um das neue sehr teure hochwertige Ultraleicht Zelt, da es hier zum ersten Mal zum Einsatz kommen sollte, ein 1,6 kg 2-Personen Zelt von Vaude (Power Lizard 2-3P). Auch das Verankern der Heringe war in diesem harten Kiesboden nicht möglich. Dank der großen Stahlnägel, die Roland zusätzlich eingepackt hatte, konnte auch das Ultraleichtzelt fest verankert werden.
Ein nächtliches Bad neben der Bootsanlegestelle rundete schließlich den gemeinsamen Abend ab.
Was uns jedoch etwas verunsicherte war der Wetterbericht für den nächsten Tag. Es war ein sehr starker Sturm mit Starkregen angekündigt, was vor einem Tag noch nicht in dieser Form absehbar gewesen war. Um 7 Uhr sollte das Auge des Sturms direkt über den Campingplatz fegen. Leider war dadurch die Nacht nicht sehr beruhigend.
Um 7 Uhr in der Früh, als langsam Wind aufkam, entschieden sich fast alle Teilnehmer unabhängig voneinander ihre Zelte noch im Trockenen abzubauen und das Frühstück auf später zu verschieben.
Da bei diesem Wetter niemand die Terrasse vor dem kleinen Shop nutzte, konnten wir relativ ungestört dort unseren Kaffee unter Dach kochen und jeder sein Frühstück machen. Der Sturm und Regen setzte dann auch ein, aber weniger stark als angekündigt.
Roland hat sich nach langem Zögern dann doch entschlossen den zweiten Tag nicht mitzupaddeln. Als „Entschädigung“ (was den Paddlern im V4 als willkommenes Abschiedsgeschenk diente) bot er an, sich von seinem Sohn abholen zu lassen und unser gesamtes Gepäck zu uns nach Hause mit dem Auto zu transportieren. Ansonsten hätten die drei verbliebenen Paddler das Gepäck von 5 Personen im V4 mitschleppen müssen (ja im V1 war wenig Platz für alles wichtige an Gepäck).
Nach Verladen des Gepäck und Verabschiedung von Roland und seinem Sohn ging es dann zu dritt im V4 und weiterhin mit Stefanie im V1 los Richtung Heimweg. Diesmal auf kurzem Weg, da das Regenradar erneut einen Schauer gegen Mittag angekündigt hat. Ein weiteres Ausfahren der südlichen Buchten und Uferabschnitte wollten wir deswegen nicht riskieren. Etappenzwischenziel für diesen Tag war die Fraueninsel, die wir nach einer knappen Stunde erreichten.
Nach einer ausgiebigen Pause und mit einem besseren Gefühl für das Wetter konnten wir dann nach einer Stunde den Rest des Rückwegs antreten. Gegen Mittag waren die Kanus dann in Schützing wieder im Regal verstaut. Die Gruppe verabschiedete sich teils ausgepowert und trotzdem happy, dass wir alle die Runde gut gemeistert haben. Wir trafen uns anschließend zur Abholung des Gepäcks auf der Terrasse von Andreas und Claudia. Gemeinsam bei Pizza konnten wir den gelungenen Törn Revue passieren lassen. Vor allem Stefanie konnte auf ihre Leistung stolz sein, ganz allein im V1 die große Chiemseerunde gemeistert zu haben.
Dort angekommen lagen die Gepäckstücke bereits wie bestellt vor Ort.
Mit einigen Auf und Abs erinnern wir uns doch sehr gern an diesen 2-Tages-Törn zurück. Am schönsten, da waren wir uns alle einig, war für uns das gemeinsame Zusammensitzen beim Grillen am Samstag Abend. Die schönsten Erlebnisse beim Paddeln waren die erste Hälfte des Samstags mit den detaillierten Konturausfahrungen am Ost- und Nordufer.
Unser Fazit: wir müssen diesen Törn unbedingt wiederholen, dann aber mit Konzentration auf die uns fehlenden Buchten und mit besserer Vorbereitung und Bestätigung vom Campingplatz. Leider sind wir auf diesen Campingplatz angewiesen, obwohl er uns nicht wirklich als Paddler zugesagt hat. Sehr eng, überlaufen und viele sehr unsympathische für Zelte gänzlich ungeeignete Stellplätze.
Was auch noch zu Erwähnen bleibt, wir haben überhaupt kein Angebot seitens des Campingplatz bekommen, einen Teil unserer überteuerten Reservierungs- und Stellplatzgebühren zurückerstattet zu bekommen. 26 Euro pro Person und Nacht, ohne Fahrzeug und nur mit kleinsten Zelten ist mehr als teuer.
In diesem Sinne, keine Empfehlung für den Campingplatz aber eine klare Empfehlung für eine Konturfahrt. Wir kommen wieder!