Va’a Exkursion im Delta del Po

Wer Ruhe, Einsamkeit und ein Labyrinth an erkundbaren Wasserwegen sucht, der kann bereits unweit von Venedig fündig werden.

Das ausgedehnte Podelta wartet zudem auch noch mit über vierzig Kilometern feinsandigen Stränden auf und das ohne die bekannten Liegestuhl- und Sonnenschirmgalerien der Lidos um Jesolo etc.

Ruhe und Einsamkeit bezieht sich auf eine Deltaerkundung im September, denn wer dort die endlosen Strände mit den skurrilen Treibholzskulpturen entlang wandert findet allenthalben aus Treibholz errichtete Sonnenschutzdächer die auf ein aktiveres Strandleben während der Ferienzeit schliessen lassen. Die der Adriaküste zugewandten Sandstrände befinden sich jedoch alle auf dem Delta vorgelagerten Inseln und setzen also bei den Besuchern schon mal schwimmende Verkehrsmittel voraus. Was mir an diesen wilden Strandabschnitten besonders angenehm aufgefallen ist war die sehr geringe Belastung mit Plastikstrandgut, da sieht es bei uns am Chiemsee im Mündungsbereich der Tiroler Achen leider ganz anders aus.

Das Delta ist an der Küste, in den Lagunen und seinen verschlungenen Verbindungen ideal für Paddler aller Art, denn wenn Wind und Wellen vor der Küste zu stark werden, weicht man einfach in die geschützten Lagunen aus. Es gibt dazu genug Durchfahrten und notfalls könnte man sogar das Kanu an schmalen Stellen über die Sanddüne ziehen.

Ein Umstand, den man bei der Befahrung der schmalen Verbindungskanäle zwischen Lagunen und Adria beachten sollte sind die Gezeiten. Die Strömung des auf- oder ablaufenden Wassers kann an manchen Stellen schon die Bootsgeschwindigkeit über Grund eliminieren, so man in der Gegenrichtung unterwegs ist. Ein vor der Reise erstellter Spickzettel zu den aktuellen Zeiten von Ebbe und Flut erspart hier eine kräftezehrende Überraschung oder sorgt für zusätzlichen Vortrieb.

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Als Startplatz für die Deltatour habe ich auf den Koordinaten 44.94942 12.49038 eine ideale Stelle gefunden, hier kommt man mit Kleinbooten gut ins Wasser und der Abstellplatz für das Fahrzeug scheint mir dort auch bestens geeignet. Der Platz wird noch von Anglern genutzt, die an kleinen Stegen ihre Boote liegen haben und die waren alle sehr freundlich. Als Versorgungsmöglichkeit steht der Supermarkt im 8 km entfernten Tolle zur Verfügung, seine Öffnungszeiten waren mit 07:00 bis 12:30 Uhr angegeben. Es gibt auch eine Pizzeria im Ort dessen phänomenale Pizzakreation den ohnehin schon grossen Teller noch erheblich überragte. Erheiternd sind ja immer diese kleinen Begegnungen am Rande. So erwiderte ein Deltabewohner auf meine Frage nach einer Einkaufsmöglichkeit erst mal: „Deutschland?“ Und setzte dann ohne meine Antwort abzuwarten gleich noch ein markiges, „Jawoll“ drauf.

Auf meiner Deltarunde habe ich auch einige Nächte im schilfgrünen Lagunenhinterland verbracht und hier steigen nach Sonnenuntergang schlagartig Myriaden von Mücken auf die allerdings nach zwei Stunden genauso schnell wieder verschwunden waren. Ich hatte zwar vorsorglich noch schwedisches Dschungelgel im Gepäck, habe es aber nicht zum Einsatz gebracht sondern mich ausschliesslich mechanisch von den Plagegeistern getrennt. Tagsüber kam ich auch ohne Chemie aus und an der Küste im abendlich auflandigen Wind gab es kein Problem. Was zum Aufenthalt am Strand auf jeden Fall an Bord sein sollte ist eine Plane oder Tarp als Sonnenschutz, die Basis in Form von stabilen Gestellen aus Treibhölzern sind ausreichend vorhanden.

Die Navigation in den Lagunen und Verbindungskanälen ist nicht ganz einfach, denn was man in Google Earth von oben so klar sehen konnte, ist auf Wasserebene horizontal nicht mehr zu erkennen. Die spezielle Wassersportkarte vom Delta könnte auch nicht ungenauer sein und gibt nur Aufschluss über Ansiedlungen, Versorgungsmöglichkeiten und Gastronomie. Ich hatte meine Satellitenbilder auf dem Tablet mit dabei, besser wäre es die versteckten Passagen zusätzlich in die Karte zu zeichnen, da im prallen Sonnenlicht das Tablet kaum lesbar ist.

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Die Abendbrise hatte genau die Richtung zu meinem Startplatz quer über die Lagune Bonella Scirocco, aber leider war sie nicht kräftig genug um das Va’a mit der Lenkmatte dorthin zu ziehen. Es blieb daher nur bei einigen Luftaufnahmen mit fliegender Kamera aus der Kappe herunter zum Strand.

Noch ein lustiges Phänomen im Delta. Beim Dämmerungspaddeln über ein Lagunengewässer springt plötzlich ein Fisch quer übers Boot, ich bin genauso verdutzt wie Dexter der aufmerksame Bordhund. Doch es blieb nicht bei dem Einen, im Verlauf der Abendtour sprang noch ein gutes Dutzend fliegender Fische über oder ins Boot bzw. auf des Netz zwischen den Iakos. Die Fische wären für eine Zubereitung gross genug gewesen, aber ich war dafür noch nicht ausgerüstet.

Als Resume bleibt, das Po Delta ist ein wirklich lohnendes Paddelrevier, das wir bald mit mehreren Booten und einer unternehmungslustigen Truppe besuchen sollten.