Offshore im V4 Outrigger Canoe

200 km Gepäckfahrt im 4er Va’a um die Insel Cres in Kroatien.

Gleich am ersten Tag befüllen Brecher das offene Kanu und die Trimmlage muss am Rigg nachjustiert werden.

Natürlich kam dann auch noch die Bora dazu, nachts in einer Minibucht ohne Wasser und Versorgungsmöglichkeit versteht sich.

Gestartet sind wir in Beli im Nordosten von Cres. In der Vor- und Nachsaison ist Beli ein verschlafenes Nest, dass sich der Pflege des Gänsegeiers verschrieben hat. Im August jedoch hätten wir auf dem Autocamp am Strand beinahe keinen Stellplatz für unsere Fahrzeuge bekommen, so überfüllt war der Platz im alten Olivenhain.

Geplant war die Fahrt für zwei V4 also mit acht Personen und es lagen dafür auch glaubhaft feste Zusagen vor. Doch Lastminute mal anders herum, sprang dann eine komplette Crew ab und machte den verbliebenen Va’a zum Trüffelschwein. So geht das wohl bei Reisezusagen ohne entsprechende Vorkasse, aber Andrea und Heinz aus Dresden sowie Sigrid und ich bleiben wild entschlossen.

Zum Beladen des Bootes am steilen Rollkieselstrand müssen wir es vertäuen und dann wie beim Stapellauf ins Meer rauschen, aber nichts wie weg hier auch wenn die See heute etwas rau ist. Wir wollen die Insel gegen den Uhrzeiger umrunden doch kaum haben wir das erste Kap umfahren brausen die Schaumkronen aus Richtung Rieka auf uns zu, schlagen immer häufiger ins Kanu und lassen den Ama mehrmals bedenklich nach oben schnellen. Die Trimmlage des Va’a ist nicht optimal, das Boot hängt mit vier Personen, zwei Hunden, dem Gepäck und Trinkwasser viel zu sehr nach rechts.

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Die geplante Tagesetappe schaffen wir so nicht, nehmen die nächste geeignete Bucht zum Umbau des Riggs und für unsere erste Nacht. Man liegt in Schlafsäcken einfach am Strand und wie sich im Verlauf zeigte, hätten wir uns die drei Zelte auch sparen können. Ein Tarp reicht für die seltenen Regentage im Sommer völlig aus. Manche Kiesbänke sind auch grottenartig überdacht.

Der Umbau mit Trimmkeilen unter den linken IAKO Auflageflächen am Rumpf und drei kg Ballast am Ama bewähren sich für den Rest der Reise bestens, kein Hochschlagen des Auslegers mehr und drei Tage später laufen wir im Hafen der Stadt Cres ein. Es wird frischer Proviant gefasst und im Restaurant der ACI Marina ein vorzügliches Menü eingenommen.

Es bleibt symptomatisch, dass der Wind nach dem Start gegen 09:00 Uhr immer etwas auffrischt und von vorne kommt. Ich kann mich nur an zwei Tage mit Rückenwind erinnern und da war die Strandbeschaffenheit leider so, dass wir unsere Lenkmatte als Vorwindsegel nirgends starten konnten. Aber es paddelt sich auch mit Rückenwind alleine schon sehr entspannt.

Die Landetechnik in unseren Mittagspausen- und Schlafbuchten hat sich inzwischen perfekt eingespielt. Die ersten Strandfälle hatten wir noch das voll beladene Kanu über den Rollkies an Land geschoben, was aber dem Bootsboden nicht sehr zuträglich war. Daher bestand ich auf volle Entladung und freiem an Land tragen. Unsere Damen halten das Kanu in Strandnähe an Bug und Heck im Wellengeschaukel, Heinz und ich legen die Ladung wie eine Jagdstrecke am Strand ab. Manchmal passt es auch das Boot für Mittagspausen zwischen den Felsen zu vertäuen.

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Am fünften Tag erreichen wir die Brücke zwischen Cres und Losinj bei Osor. Die Mole ist beidseitig gut bevölkert als wir in den Kanal einfahren und überraschend auf starke Gegenströmung treffen. Heinz ist am Steuer und ich auf Platz eins, aber es gelingt uns nicht das Boot in Kanalmitte zu halten. Der Strom drückt uns mit dem Ama an die Mole und schrammt nach hinten weg. Zum Glück steht dort das Iakoholz etwas über. Im Zeiten Anlauf gelingt die Passage mit hoch konzentriertem Steuern und Paddeln perfekt, welch ein Schreck in der Abendstunde. Wir lagern auf der Ostseite von Osor und gönnen uns ein Abendessen in der Konoba des Ortes. Meine Muscheln waren super, aber die Anderen waren mit ihren Speisen nicht zufrieden.

Eigentlich wollte ich die Tour nur mit wilden Strandcamps absolvieren, denn bei dem täglichen Aufenthalt im Wasser konnte man ja sauberer kaum sein, aber unsere Damen verlangten nach Süßwasserduschen. Darum legten wir eine Nacht auf dem Camping Bogana ein, was uns natürlich auch ein ausgezeichnetes Konobaessen und einige kühle Biere ermöglichte.

Am sechsten Tag streckte meine wasserdichte Discounteruhr die Zeiger und ohne den Zeitmesser merkt man erst wie er dann fehlt und wie wichtig er gerade bei nautischen Unternehmungen sein kann. Unsere Not war aber nicht sehr groß, denn am Handgelenk von Heinz blitzt eine nagelneue Traser H3, die man dank dieser genialen Superbeleuchtung auch nachts und ohne Brille ablesen kann. Tja, wer hat’s erfunden? Genau, und an meinem Arm tickt inzwischen auch eine, das Model Navigator… denn billig kauft eben zweimal.

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Denkt man an die Fauna kroatischer Inseln, fallen einem natürlich diese verwildert lebenden Schafe ein die wegen ihrem ständigen knabbern an Salbei und Thymian schon von Natur aus gewürzt sind. Auf Cres haben wir dann noch eine wachsende Population von Gänsegeiern, aber es wurden dummerweise auch mal Wildschweine ausgesetzt. Diese fressen jetzt die Schafkadaver und die Geier müssen zugefüttert werden. Ganz verrückt ist aber, wenn man an den einsamen schroffen Riffgebieten im Südosten entlang paddelt und es stehen dann plötzlich Hirsche am Strand. Der oben im Bild ist natürlich ein Kunstwerk aus Treibholz an das sich Sigrid mit der Kamera heran gepirscht hat, aber der Künstler wurde von dem lebenden Wild dort inspiriert.

Zur neunten Nacht hatten wir Uvala Lukovac, eine kleine Bucht im Südosten angelaufen. Die See ist glatt und wir lassen das Kanu an den Leinen zwischen den Felsen im Wasser. Nachts weckt mich verdächtiges Rauschen vom Strand, Uhrzeit weiß ist ja leider nicht aber ich wecke Heinz und wir tragen das Boot an den Strand und schlafen weiter. Es dauert nicht lange da kommt Heinz, die Wellen schlagen jetzt bis zum Boot, wir rücken weiter zurück. Der Sturm nimmt minütlich zu und wir drehen das Kanu in die Windrichtung und verlegen unsere Lager ins Hinterland. Die Bora faucht um jede Ecke, es ist kein Windschutz zu finden. In der Morgendämmerung fange ich an eine Steinmauer als Windschutz zu errichten und von dort die Naturgewalten zu beobachten. Obschon der Sturm am Nachmittag abklingt legen wir einen Ruhetag ein und fahren erst am nächsten Tag weiter.

Zwei Tagesetappen noch und in Beli schließt sich der Kreis um Cres. Das Autocamp ist inzwischen übersichtlicher geworden und das Restaurant oben im Ort bereitet eine Fischplatte für vier Personen zu die unserer ersten Outrigger Expedition am Meer zur Ehre gereicht.